Alle 8-10 Wochen führen wir gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut K&A BrandResearch AG aus Röthenbach b. Nürnberg repräsentative Studien im deutschen horizoom-Panel zu gesellschaftlich relevanten Themen durch, um mit intelligenten Fragetechniken sogenannte Say-Do-Gaps zu untersuchen, d.h. Unterschiede zwischen Selbstaussagen und tatsächlichem Alltagsverhalten.
In der jüngsten Studie ging es dabei um das Thema Verpackungen und Müllvermeidungsstrategien.
Laut dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) verursachten die Deutschen 2021 pro Kopf 236,7 Kilogramm (Gesamt: 19,8 Mio Tonnen) Verpackungsabfall, was einem Anstieg von 23,1% seit 2010 entspricht. Die privaten Haushalte verursachen davon mit 105,6 Kilogramm pro Kopf rund 45% der Gesamtverpackungsabfälle. Nach Einschätzung des BMUV sind die Gründe für die steigenden Verpackungsabfallmengen in neuen Konsumtrends des Außer-Haus-Verzehrs, in einer steigenden Zahl von Single-Haushalten sowie anspruchsvolleren Hygienevorschriften zu finden, die während der Corona-Pandemie nochmal an Dynamik gewannen.
Die Recyclingquote für Verpackungen liegt insgesamt laut BMUV bei rund 68,5% (2022), bezogen auf Kunststoffe bei 51,1%. Bedeutet aber auch die unschöne Kehrseite: 48,9% kommen in die Verbrennung. Und Kritiker bemängeln: In diesen Berechnungen wird nur einbezogen, was messbar beim Recycling- oder Wertstoffhof ankommt.
73% der in unserer Studie befragten Personen äußern sich frustriert, wenn sie in der Natur entsorgten Müll sehen und immerhin 49% der Deutschen versuchen aktiv, Verpackungsmüll zu vermeiden.
Doch 58% halten Verpackungen speziell beim Kauf von Lebensmitteln für wichtig oder sehr wichtig, nahezu unabhängig vom Alter, insbesondere in Bezug auf funktionale Aspekte wie Erhaltung von Frische und Nährwert (61%) und Schutz vor Transport- und Lagerungsschäden (54%). Immerhin 61% achten nach eigenen Angaben auch auf die Recyclingfähigkeit und 52% auf eine (möglichst) plastikfreie Verpackung.
Und nicht zu vergessen die Marketing-Mehrwerte von Verpackungen für die Hersteller: Denn auch wenn die Verbraucher das von sich weisen, belegen viele Studien, dass die Verpackung einen entscheidenden Einfluss auf die Kaufentscheidung der VerbraucherInnen am POS hat.
Stolze 78% der Befragten widerum sind der Meinung, dass viele Produkte unnötig verpackt sind und ebenso viele ärgern sich über Verpackungen, die größer sind als sie eigentlich sein müssten. Allerdings versuchen nur 41% bereits, solche Produkte zu vermeiden und nur 22% informieren sich aktiv über Möglichkeiten, Müll zu reduzieren.
Auch eine Umverpackungspauschale in Form eines Aufpreises wurde untersucht. Im Schnitt wären die Deutschen bereit, 6% Aufpreis als Umverpackungspauschale zur Müllvermeidung zu bezahlen, wobei jüngere eher mehr (9,7% in der Gen Z) bereit zu zahlen wären als ältere (4,5% bei den Baby Boomern). Populärer scheinen Strategien wie Mülltrennung (74%), die Verwendung wiederverwendbarer Taschen und Beutel (74%), Kauf loser Ware (72%) oder der Kauf von Mehrwegverpackungen (58%).
Insgesamt sieht der Großteil der Befragten vielmehr Verbraucher als Hersteller und Industrie oder gar die Gesetzgebung oder den Handel in der Verantwortung zur Müllvermeidung. So erscheint beruhigend, dass auch nur 7% glauben, dass ihr Beitrag zur Müllvermeidung im Alltag schon ausreichend sei.
Und so schließen wir mit der Einladung und dem Appell des BMUV zum Dialog: Gute Politik für Umweltschutz und Verbraucherschutz gelingt, wenn sie gemeinsam gestaltet wird.
Detaillierte Ergebnisse und Informationen zur Studie inkl. Studiensteckbrief unter: https://ka-brandresearch.com
Titelbild: Joshua Rawson-Harris/Unsplash